Schleichspiele sind wirklich toll. Leider ist dieses Genre in den letzten Jahren etwas untergegangen, aber es tauchen immer wieder Vertreter auf. Aragami ist einer dieser Vertreter.
In Aragami übernimmt man die Rolle des gleichnamigen Rachegeistes, welcher vom Mädchen Yumiko beschworen wurde, um sie aus den Fängen der Kaiho zu befreien. Die Kaiho wird auch Armee des Lichts genannt und hält Yumiko in einem Tempel gefangen. Um seine Auftraggeberin zu retten, muss Aragami zuerst 6 Talismane finden, um Zugang zum Tempel zu erhalten. Mit jedem gefundenen Talisman erlebt Aragami Bruchstücke aus dem Leben von Yumiko. Diese begleitet ihn als Astralprojektion und steht ihm mit Ratschlägen zur Seite.
Aragami verkauft sich als nette Rachestory, aber leider gewinnt die Handlung nicht wirklich an Tiefgang. Das liegt an einem ganz simplen Grund. Aragami hat keinen wirklichen Bezug, um sich auf seine Mission zu begeben. Er wird beschworen, bekommt seinen Auftrag und darf schon loslegen. Der daraus entstehende Vorteil ist das Fehlen einer bremsenden Handlung, aber dies kann auch schnell zum Nachteil werden.
Wo Aragami bei der Story schwächelt, punktet das Spiel bei der Optik umso mehr. Der Stil des Spiels ist ganz klar dem cell-shading zuzuordnen, was einen comicartigen Stil mit kräftigen Farben und faszinierenden Gebieten zulässt. Der Protagonist Aragami ist sehr gut gelungen und verkörpert das Mystische eines Geistes mit dem mysteriösen Design eines Ninjas. Aragami würde leicht in ein Ninja Gaiden passen, ohne zu stark rauszustechen.
Die Gegner des Spiels stammen wohl alle aus dem gleichen Klonlabor und variieren nur in der Farbe. Mit Ausnahme der Bogenschützen, die sind etwas schlanker als die normalen Soldaten. Was mich belustigt ist eine gewisse Ähnlichkeit zu den Hunnen aus Mulan.
Wie bereits erwähnt verfügt Aragami über äußerst schöne Areale, die zum Entdecken einladen, aber, obwohl es relativ wenige Geheimnisse gibt, unterschiedlich gestaltet sind. Mein Highlight war die Pagode auf dem großen See. In Kombination mit dem stimmigen Soundtrack ensteht eine stimmige Atmosphär,e die die fremdartige Welt von Aragami perfekt darstellt.
Das Herzstück von Aragami ist das Gameplay und dieses legt den Fokus auf dem lautlosen Ausschalten der Feinde, sowie dem ungesehenen Durchqueren der Level. Offensives Vorgehen ist zwar möglich, aber Aragami ist nicht gerade wehrhaft und geht nach einem Hieb in die Knie. Vorsicht ist also geboten.
Die Level sind sehr weiträumig und laden zum Entdecken und Planen der nächsten Schritt ein. Der offensichtlichste Weg zu den Missionsziele ist meist nicht der Klügste denn die K.I. der Feinde ist meist sehr klug. In jedem Level sind Schriftrollen versteckt, mit denen man Aragamis Fähigkeiten erweitern und verbessern kann. Man wird zwar nicht widerstandsfähiger, aber wehrhafter.
Neben neuen Möglichkeiten, gegen Feinde zu kämpfen, kann man sich unsichtbar machen & Gegner durch Wände markieren.
Meine Empfehlung wäre es, die Feinde möglichst zu meiden und nur jene auszuschalten die tatsächlich im Weg sind, wie Bogenschützen, die die lebenswichtigen Schatten vertreiben können, in denen Aragami seine Kräfte aufladen kann.
Zusammengefasst schwächelt Aragami in seiner Handlung (wie so viele moderne Stealth-Spiele), punktet aber mit einem soliden Gameplay und hervorragender Optik. Ich vergebe das Prädikat spielenswert und empfehle jedem Fan von Schleichspielen dieses Spiel. Taktisch den Weg durch die Level finden und dabei in diversen Versuchen die Routen der Feinde zu lernen, war schon lange nicht mehr so befriedigend!
Das wars von meiner Seite. Wir lesen uns im nächsten Beitrag!