Die Metroidvania’s dieser Welt bilden schon ein tolles Videospielgenre. Im Endeffekt handelt es sich dabei um ein Adventure, in dem der Spieler einen großen Komplex erkundet und durch neue Fähigkeiten in neue Bereiche vordringt oder vorher unerreichbare Orte in alten Gebieten betritt. Als Urväter dieses Genre gelten Metroid von Nintendo und Castlevania von Konami. Daher ist der Genrename auch ein Kofferwort aus beiden Serien.
Bis heute gibt es immer wieder Vertreter des Genres, auch wenn die beiden Urväter etwas ins Abseits gefallen sind, trotz diverser Remakes und/oder Wiederveröffentlichungen. Koji Igarashi, der Produzent der Castlevania Spiele, will es nochmal wissen und hat mit Bloodstained: Ritual of the Night den geistigen Erben seiner „Schöpfung“ veröffentlicht!
Ist dieses Spiel ein würdiger Nachfolger zu Castlevania? Irgendwie ja und irgendwie nein aber lasst mich weiter ausholen!
In Bloodstained: Ritual of the Night schlüpft der Spieler in die Rolle von Miriam, eine Waise, die von der Alchemisten-Gilde aufgenommen wurde und Experimenten unterzogen wurde. Sie ist in der Lage die kristallisierten Mächte von Dämonen, genannt Scherben, aufzunehmen und für sich zu nutzen. Diese Fähigkeit fordert als Preis aber stückchenweise ihre Menschlichkeit.
Als die Erde von einer Dämonenarmee, angeführt von ihrem ehemaligen Gefährten Gabel, bedroht wird, macht sich Miriam auf die beschwerliche Quest, um ihren ehemaligen Gefährten zu stoppen.
Dies war nur eine recht rudimentäre Zusammenfassung einer ungewöhnlich umfangreichen Handlung für dieses Genre. Ganz in der Tradition von Klassikern wie Symphonie of the Night wird eine epische Geschichte erzählt, die aber genretypisch nicht dem Gameplay im Weg steht und sich in dieses einfügt.
Bloodstained ist ein etwas umfangreicheres Metroidvania, allerdings bleibt die Grundformel des Genres klar erkennbar. Man steuert die Protagonistin durch das riesige Schloss, erforscht die einzelnen Abschnitte, besiegt Bosse und erlangt neue Fähigkeiten durch die man weitere Bereiche des Schlosses erkunden kann und sich die Formel wiederholt. Da Bloodstained jedoch in der Tradition klassischer Metroidvanias steht, fehlen moderne Annehmlichkeiten wie eine Markierung des nächsten Zielorts.
Man muss Gesprächen mit den Verbündeten lauschen während man deren Dienste (Händler, Alchemist) in Anspruch nimmt und dadurch Hinweise auf den nächsten Zielort findet. Das mag für manche lästig sein aber ich mag das Fehlen dieses Features, da so der Faktor des Erkundens wesentlich stärker fokussiert wird. Die Gespräche vertiefen aber auch die Spielwelt und liefern regelmäßig ergänzende Informationen zur Handlung.
Ein Kernelement des Gameplays ist der Kampf gegen die Dämonen. Dabei steht dem Spieler/der Spielerin ein breites Waffenarsenal zur Verfügung, was unterschiedliche Stile zulässt und dem nicht nur Abwechslung, sondern auch Tiefgang verschafft. Es gibt beispielsweise Klingenwaffen, Stangenwaffen und Schusswaffen aber auch magische Angriffe, seien es nun Beschwörungen, elementare Zauber oder Unterstützungsfähigkeiten. Das führt mich zum umfassenden Zaubersystem von Bloodstained. Man erhält Zauber im Spiel in Form von Scherben, die Gegner hinterlassen und die in diverse Kategorien eingeteilt werden wie offensive/defensive Fähigkeiten oder Zauber die außerhalb des Kampfes nützlich sind, um weitere Gebiete zu erreichen. Man merkt, auch hier greift die Formel der Metroidvania.
Waffen sowie Rüstungen findet man ebenso wie Geld und Ressourcen in Truhen oder durch das Besiegen von Feinden. Alternativ kann man bessere Ausrüstung beim Händler erwerben oder durch den Alchemisten Gegenstände selbst herstellen/verbessern. Dieses System ist ziemlich komplex und lädt zum famen gewisser Ressourcen ein, um bestimmte Gegenstände und/oder Ausrüstungen zu erhalten. Weiters kann man in der Spielwelt immer wieder Upgrades finden die beispielsweise die Lebensleiste erhöhen. Dazu kommen auch rudimentäre RPG Elemente wie Stufenaufstiege.
Das Gameplay ist sehr umfassend und gewährt dem Spieler/der Spielerin viel Freiheit innerhalb der Grenzen des Spielers. Dank dem großen Waffenarsenal kommen verschiedene zustand die, in Kombination mit den unterschiedlichen Zaubern, die taktische Komponente des Spiels erhöhen. Bloodstained wirft der Protagonistin immer wieder Bosse in den Weg, die unterschiedlicher Taktiken bedürfen, um besiegt zu werden. Das Spiel mag nicht übermäßig schwer aber dennoch fordernd sein und Ressourcenmanagement ist ebenso wichtig wie das Studieren der Bosse, um aus den Schlachten hervorzugehen.
Während Bloodstained spielerisch wie erzählerisch gefällt ist die technische Seite des Spiels eher schwächer ausgeführt. Alles was ich hier beschreibe, gilt nur für die Nintendo Switch Version. Ich gebe kein Gewähr wie es auf anderen Plattformen aussieht!
Optisch ist Bloodstained: Ritual of the Night ein zweischneidiges Schwert. Einerseits ist der Artstyle des Spiels grandios und die Spielt sieht ebenso schick wie abwechslungsreich. Andererseits macht das Spiel an einigen Stellen einen abgespeckten Eindruck und gewisse Models der Monster wirken wie unsauber ausgeschnitten, nur um dann etwas unsauber eingefügt zu werden. Auch die Bildrate schwankt relativ stark und je mehr auf dem Bildschirm los ist, umso schlimmer wird es. Es ist spannend wie kontrastreich die Optik des Spiels ist, im Bezug auf die Qualität.
Was jedoch tadellos ist, ist der Soundtrack von Bloodstained der in Nuancen an Castlevania erinnert, aber genug Charakter bietet, um eine eigene Identität zu bilden.
Ist Bloodstained: Ritual of the Night ein würdiges Erbe der klassischen Castlevania Spiele? Kurz und knapp; JA, denn die Grundformel der Metroidvaniaspiele wurde vorbildlich umgesetzt. Gameplay und Handlung stehen sich nicht im Weg, sondern harmonieren miteinander, was einen sehr guten Eindruck hinterlässt uns über so manchen technischen Schönheitsfehler hinweg blicken lässt. Wer Interesse an einem herausfordernden Metroidvania hat, sollte Bloodstained: Ritual of the Night definitiv eine Chance geben.
Somit gebe ich dem Spiel ein wohlverdientes spielenswert!
Das wars von meiner Seite. Wir lesen uns im nächsten Beitrag!