Vor dem Worst Case habe ich eine Rezensionsreihe zu Fire Punch begonnen. Eigentlich wollte ich dieses Projekt noch beenden, auch nach dem Beginn der Pause, aber da ich darauf keine Lust habe gibt es ein umfassendes Fazit zum Manga, weil ich in einzelnen Rezensionen ohnehin nur schwer auf alle Besonderheiten eigehen kann. Allein schon wegen den zahlreichen Handlungsbögen/Sprüngen in der Erzählung.
Wie hat mir Fire Punch schlussendlich gefallen? Ich muss sagen, außergewöhnlich gut. Zu Beginn mag die harte Welt mit ihren moralischen verkommenen Figuren befremdlich oder gar abstoßend wirken, aber im Laufe der Handlung werden die Figuren immer weiter vertieft und bekommen teils tiefgreifende Entwicklungen, was 180° Grad Wendungen gleichkommt.
Besonders der Hauptcharakter Agni entwickelt sich stetig weiter und verfügt über gewaltige Kräfte, die in der kalten, toten Welt aus Eis wirklich göttlich wirken, bleibt aber eigentlich über alle 8 Bände weg ein dummes Kind, welches nichts von der Welt versteht. Dazu kommt eine massive psychische Labilität, die sich im Laufe der Serie mehrmals bemerkbar macht, aber spätestens dann erkennbar wird, wenn Agnis alter Ego „Fire Punch“ erwacht.
Abseits von Agni gibt es noch viele weitere Figuren, von denen die Meisten zwischen skurril und interessant schwanken. Besonders Sun, Togata & Judah wirken zu Beginn des Manga bzw. bei ihrem ersten Auftritt wie simple Nebenfiguren, entwickeln sich aber zu wichtigen Support Figuren um Agni, die teils bis zum Ende der Serie relevant bleiben.
Was ebenfalls ein großes Lob verdient sind die zahlreichen Themen, die sich immer durch einen Arc hindurch ziehen allerdings sind deren Beginn und Ende fließend. So stehen unter anderem Manipulation (der Massen), Göttlichkeit, Wissen/Unwissenheit, Sexualität und Geschlechter, aber auch Personenkulte (und welche Ausmaße diese annehmen können) in den diversen Handlungsbögen im Fokus und hier kommt der meisterhafte erzählerische Kniff. Jedes Thema hat einen philosophischen Ansatz, fügt sich in den Gesamtplot ein, vertieft die Figuren und gibt Fire Punch eine ganz eigene Identität. Denn die Handlung um den feurigen Rächer Agni mag im Kern simpel sein, ist aber im Detail recht komplex durch die Themen, aber auch die Figuren. Allerdings kann man all den Tiefgang ignorieren und sich rein auf die Kernhandlung konzentrieren, da sich Fire Punch selbst mit cleveren Twists und viel Action selbst auflockert.
Somit haben wir eine hervorragend ausbalancierte Handlung, die sich mit Action und Wendungen abwechselt, um den Leser an keiner Stelle zu überfordern oder (was noch schlimmer wäre) zu langweilen.
Wo ich gerade die Action erwähnt habe. Fire Punch bietet ein paar der bildgewaltigsten Kämpfe, die ich je in einem Manga bestaunen durfte. Ich spreche hier von Berserk & One-Punch-Man Niveau. Mein liebstes Beispiel ist die Schlacht von Behemdorg, wenn sich Agni mehr als einmal selbst zerfetzt, um die schier unbesiegbaren Sträflinge, welche ihn töten sollen, zu vernichten. Dabei wird auch mal eine ganze Stadt vernichtet, als ob nichts los wäre. Abseists der teils gewaltigen Kämpfe ist Fire Punch sehr schön gezeichnet mit einem Stil, der zwischen Minimalismus und großer Epik schwankt.
Langsam komme ich zum Ende des Beitrags, daher noch ein paar Worte zum Ende von Fire Punch. Dieses kann man grundlegend als metaphsysisch bezeichnen und es stellt beinah einen Bruch zum restlichen Manga dar, aber dies auch nur auf den ersten Blick. Auf dem zweiten Blick ist das Ende ein würdiger Abschluss von Agnis schrecklicher Odyssey und das führt mich zu meinem Fazit.
Fire Punch ist ein hervorragender „Seinen“ Manga und für jeden Liebhaber (und auch alle Liebhaberinnen) des Genres ein Pflichttitel. Was einfach beginnt, wird zunehmend anspruchsvoller und bietet am Ende eine gewaltige Odyssey über Rache und so viele Themen mehr!
Ich kann den Manga von ganzem Herzen empfehlen!
Das war’s von meiner Seite. Wir lesen uns im nächsten Beitrag!