Im ersten Teil meiner Final Fantasy 8 Remastered Rezension habe ich die Handlung und die wichtigsten Figuren beleuchtet. Jetzt sehen wir uns das Gameplay an, dass eine überraschende Komplexität mitbringt.
Bevor ich auf die elementaren Aspekte des Gameplays eingehe, nehmen wir uns das obligatorische „Minispiel“ des Spiels vor. Jedes Final Fantasy bietet eine bestimmte Nebenbeschäftigung, die den Spieler quasi das gesamte Abenteuer hinwegbegleiten kann. In Final Fantasy 8 (Remastered) wäre dies das Kartenspiel Triple Triad, mit einem Musikstück, welches die Fangemeinde entweder liebt oder hasst. Gespielt wird Triple Triad auf einem 3×3 Brett. Ziel des Spiels ist es am Ende mehr Karten als der Gegner in der eigenen Farbe zu besitzen. Um dies zu erreichen, besitzt jede Karte einen Wert von 1 bis A. Wenn also der Gegner eine Karte mit den Werten 1,2,3,4 mittig auf das Feld legt und der Spieler anschließend eine Karte mit einem höheren auf die Seite der gegnerischen Karte legt, wird diese umgedreht. Das Spiel geht solange bis 9 Karten auf dem Feld liegen.
Das eigentlich simple System des Kartenspiels wird allerdings durch die zahlreichen Zusatzregeln kompliziert, von denen einige die Lust auf das Kartenspiel schneller töten können als ein Schwarzritter in Dark Souls 1. Besonders die „Random Hand“ Regel bei der das Blatt zufällig erstellt wird, erweist sich als äußerst lästig.
Durch den NPC Card Queen kann die Regeln im Startgebiet Balamb wieder auf die Ausgangssituation setzen, wobei sich das Regelwerk im Laufe des Abenteuers global völlig unterschiedlich entwickeln kann. Obwohl Triple Triad grundlegend völlig optional ist, wirken sich die Karten auch auf das restliche Spiel aus. So gibt es eine Nebenmission, in der man die besten Kartenspieler besiegen kann (muss) und mit der Unterstützungsfähigkeit „Kartenwandler“ lassen sich Karten in Items umwandeln.
Mit den restlichen Wandlerfähigkeiten kann man die erhaltenen Items in beispielsweise mächtige Zauber umwandeln oder Munition umwandeln lassen. Wie erhält man diese Fähigkeiten? Durch die G.F. aber auf die gehe ich in einem späteren Absatz ein. Viel interessanter ist das Thema Zauber, denn im Vergleich zu anderen Final Fantasy Titeln können Zaubersprüche in Teil 8 nicht erlernt oder gekauft werden.
Man muss sie mithilfe der Basisfähigkeit „Draw“ von Gegner absorbieren. Weiters kann man sie auch in der Spielwelt an „Draw Punkten“ finden. Alternativ kann man Zauber auch durch das Umwandeln von Karten erhalten. Ebenso erhält man durch Kämpfe nur mehr Erfahrungspunkte und A.P., letzteres wird auch für die Aufzucht der G.F. benötigt. Geld erhält man als Sold, der durch den SEED-Rang bestimmt wird. Je höher der Rang, umso höher die Bezahlung. Durch diverse Parameter oder Test kann der SEED Rang beeinflusst werden, sowohl zum positiven als auch zum negativen.
Eines der zentralen Spielelemente sind die Guardian Forces, kurz G.F., von denen es über 20 gibt, aber nur 16 sind für die Charakterentwicklung relevant, da man diese koppeln kann. Ein Beispiel: Die G.F. Ifrit kann man an die Attribute Stärke und H.P. (Lebenspunkte) koppeln. Wenn der Charakter über Zauber verfügt (was man immer der Fall sein sollte!!) kann man diese auf die gekoppelten Werte legen und somit verstärken. Neben den Attributen kann man einer Figur, sofern die G.F. die notwendigen Fähigkeiten besitzt, elementare Angriffe oder Zustandsangriffe (Schlaf, Zombie, Tod, …) verleihen und/oder entsprechende Resistenzen. Weiters ist es möglich die Kampfbefehle zu verteilen welche im Basisschema Angriff (permanent, sofern nicht durch Stürm o.ä. ersetzt), Zauber, Draw, Item und G.F. Pro Charakter kann im Regelfall nur drei Fähigkeiten selbst wählen und zwischen 2 und 4 (oder mehr) Sekundärfähigkeiten, wie Boni auf die Attribute, vergeben. Die G.F. kann man trainieren und sie neue Fähigkeiten lernen lassen mit den A.P. Grundlegend kann man selbst entscheiden welche Fähigkeiten eine G.F. erlernt. Meine Empfehlung wäre die Wandlerfähigkeiten und die Fähigkeit Karte so bald wie möglich zu erlernen, da man sich so schnell das Spiel sehr vereinfachen kann. Natürlich können auch Fähigkeiten, neben den Wandlern, erlernt werden die außerhalb der Kämpfe nützlich sind.
Das Gameplay von Final Fantasy 8 (Remastered) gehört zu den besten und komplexesten System, die ich jemals in einem Videospiel erlebt habe. Es ist schwer zu beschreiben, wie befriedigend es anfühlt tief in das System einzutauchen und die verschiedenen Parameter selbst bestimmen zu können. Man kann sich durch die verschiedenen Faktoren, dieses ebenso komplexen wie unkonventionellen Systems, das Spiel entweder sehr schwer oder fast schon lächerlich leicht machen. Ironischerweise werden die G.F. im späteren Spielverlauf beinah obsolet im Kampf, da die Hauptfiguren zu wahren Bestien trainiert werden können und viele Bosse durch die richtigen Attacken oder Spezialattacken schnell überwunden werden können. Ein paar Bosse, wie Omega Weapon, stellen eine wirkliche Herausforderung dar, da eine gewisse taktische Komponente vorhanden ist.
Im Remastered kommen drei Hilfsmodi zum Einsatz:
3-facher Geschwindigkeitsboost
Keine Zufallskämpfe
Immer volle HP und Spezialangriffe
Von diesen drei Hilfestellungen ist der Geschwindigkeitsboost am nützlichsten, da Final Fantasy 8 auch als Remastered ein relativ langsames Spiel ist. In Kombination mit dem HP/Angriffs-Modus kann man auch langwierige Trainingsessions abkürzen. Der Modi, der die Zufallskämpfe deaktiviert ist nur semi-nützlich, da man eine Fähigkeit mit der gleichen Wirkung durch eine G.F. erlernen kann.
Ebenfalls interessant ist das Shop-System. In den Läden kann man Zeitschriften und Verbrauchsgegenstände kaufen aber keine Rüstungen oder Waffen. Letztgenannte in speziellen Läden aufgebessert werden durch einen kleinen Obolus und bestimmte Materialien.
Abschließend kann ich mich nur wiederholen und das Gameplay für seine Komplexität loben, die sich klar von anderen Spielen abhebt, aber auch nicht besonders Einsteigerfreundlich ist, trotz zahlreicher Tutorials. Dankenswerterweise gibt es eine Automatikfunktion, mit der man Idealwerte mit starken Zaubern automatisch koppeln kann. Neben der Handlung gehört das unkonventionelle Gameplay zu den definitiven Stärken von Final Fantasy 8 Remastered und es ist schade, dass dieses System nach Teil 8 nicht erneut aufgegriffen wurde.
Das war der zweite der Final Fantasy 8 Remastered Rezension. Im nächsten, abschließenden Part, werde ich kurz auf die optischen und akustischen Aspekte des Spiels eingehen. Somit bedanke ich mich für die Aufmerksamkeit und wir lesen uns im nächsten Beitrag!