Ähnlich wie Terminator und Rocky gehört die Rambo Filmreihe zu den Serien, die sich seit Release irgendwie am Leben erhalten. In der heutigen Double Feature Review geht es um das erste und letzte Blut des Franchise (den möglichen sechsten Film ignoriere ich jetzt mal!).
Double Feature Review Übersichtsseite
Titel: Rambo
Originaltitel: First Blood
Regie: Ted Kotcheff
Laufzeit: 93 Minuten
Release: 1982
John Rambo, ein dekorierter, aber wortkarger Veteran des Vietnamkriegs, ist auf der Suche nach dem letzten Überlebenden seiner alten Eliteeinheit, erfährt jedoch von seinem Tod. Er zieht weiter und will in der Kleinstadt Hope etwas zu essen bekommen. Wegen seines etwas heruntergekommenen Aussehens wird er von der Polizei verwiesen, taucht jedoch, nachdem er aus der Stadt gebracht wurde, wieder in Hope auf und wird wegen Landstreicherei verhaftet.
Im örtlichen Gefängnis wird er von den Wärtern körperlich misshandelt, was die Traumata aus dem Krieg in ihm wecken und ihn in weiterer Folge austicken lassen. Er kann aus dem Gefängnis fliehen und dabei im Nahkampf jeden Polizisten, der sich ihm in den Weg stellt, ausser Gefecht setzen. Seine Flucht in die Berge wird für ihn zum Überlebenskampf, da der Sherrif Jagd auf ihn machen lässt und sogar die Staatspolizei, wie die Nationalgarde auf den Plan treten. Als sich schließlich das Ereignis zum Medienspektakel entwickelt, wird Col. Trautman vom Pentagon entsandt, um mit Rambo in Kontakt zu treten …
First Blood ist weniger ein Action-Film, sondern ein Genremix aus Thriller, Drama, Anti-Kriegs-, sowie Action-Film und besitzt dank eines cleveren Drehbuchs viel Tiefgang. Das zentrale Thema des Films sind die Folgen des Vietnamkrieges für die Soldaten, deren Ruf zerstört war, obwohl sie nur das taten, was ihnen befohlen wurde. Etwas bedenklich ist die Nutzung einer abgewandelten Form der Dolchstoß-Legende, die im Kontext des Films zwar Sinn macht, aber die Frage nach der Berechtigung der amerikanischen Invasion in Vietnam komplett ausgeblendet wird. Viel mehr findet eine Herorisierung der US-Soldaten statt, die in Vietnam gekämpft haben.
Abseits dieser ebenso interessanten, wie eben auch etwas bedenklichen politischen Botschaft enthält der Film auch eine deutliche Gesellschaftskritik, in Bezug auf den Vietnamkrieg, die sich in mehreren Punkten bemerkbar macht. Einerseits übertrifft sich der Sheriff in seinem stoischen Willen, seine Stadt sauber zu halten, selbst, andererseits erhält John Rambo in den USA keine Arbeit, während er in Vietnam für schweres und teueres Gerät verantwortlich war.
Interessant ist auch der Umstand, dass John Rambo im gesamten Film niemanden tötet, sondern seine Feinde nur per Nahkampf ausser Gefecht setzt. Dies steht im krassen Gegensatz zur späteren Entwicklung seiner Rolle.
Zusammengefasst gehört First Blood zu den defintiven Höhepunkten Sylvester Stallones Karriere und markiert einen Meilenstein im Action-Genre, der zeigt, mit wie viel Tiefgang und Hirn man an das Genre rangehen kann. Für Fans alter Action-Filme ist First Blood sowieso ein Pflichtfilm, aber auch jene, die einen Klassiker suchen, können hier bedenklos zugreifen. Ich gebe First Blood ein sehenswert+ und nun werfen wir einen Blick auf Last Blood …
Titel: Rambo – Last Blood
Originaltitel: Rambo – Ladt Blood
Regie: Adrian Grünberg
Laufzeit: 101 Minuten
Release: 2019
… Wenn John Rambo schon nicht das erste Blut im Erstling der Reihe vergossen hat, ändert sich das mit diesem Film, aber lasst mich weiter ausholen!
Ein gealteter John Rambo lebt auf der Farm seiner verstorbenen Eltern und verdient sein Geld mit der Pferdzucht. Zur Enkelin seiner Haushältern pflegt John ein väterliches Verhältnis. Als Gabrielle, so der Name von Johns Schützling, ihren leiblichen Vater, der in Mexiko lebt, kennenlernen will gerät sie dort in die Fänge von Menschenhändlern und wird in die Zwangsprostitution verkauft. John möchte Gabrielle zurückholen und muss sich dabei mit dem Kartell der Martinez-Brüder anlegen, die alles andere als zimperlich mit ihren Opfern umgehen. Ein kaltblütiger Kleinkrieg bricht an …
Ich bin ehrlich gesagt schockiert, wie die Qualität von First Blood zu Last Blood abgefallen ist und das in allen Belangen. Hatte Teil 1 noch eine tiefgründige Botschaft, ist der fünfte Rambo nicht mehr als ein blutrünstiger, stumper Actionfilm, dessen Prämisse zwar Mitleid erregen könnte, sich jedoch lieber an Gewalt ergötzt und Elemente wie Spannung, Charakterentwicklung, oder Tiefgang vermissen lässt.
Wenn Rambo: Last Blood eine ähnliche Richtung wie Sicario eingeschlagen hätte und den „Feind“ als straff organisierte Organisation dargestellt hätte, deren Mittel, um an Geld zu kommen, verabscheuungswürdig sind, ist das Feindbild hier ein primitiver Archetyp von menschenverachtenden und empathielosen Latinos, was erneut ein Beweis der Stumpfheit von Last Blood ist.
Das Finale aka das große Sterben mag zwar in diesem primitiven Werk den größten Reiz ausüben, würde jedoch eher in einen Splatter, als in einen Action-Film passen. Ich habe kein Problem mit(unter anderem auch drastischer) Gewaltdarstellung, wenn der Kontext passend ist. In Last Blood wird auf plakative und plumpe Art versucht, Mitgefühl für John aufzubauen, damit sein Rachefeldzug gerechtfertigt ist. Dieses Unterfangen scheitert jedoch spätestens dann kläglich, als John ein Mitglied des Kartells aufs Brutalste foltert und dies fast schon genüsslich zelebriert wird.
Bevor ich mich weiter in Details verliere, komme ich zum Fazit. Rambo: Last Blood ist ein primitiver, stumpfer & sehr seichter Actionfilm, der alles ignoriert, was den Erstling so großartig gemacht hat und sich nur auf Gewalt verlässt, ohne wirklichen Kontext abzuliefern, der tiefer geht, als die dünne Prämisse. Es wird mit Sicherheit eine Zielgruppe für diese Art Film geben, aber ich gehöre definitiv nicht dazu. Daher vergebe ich für Rambo: Last Blood ein nicht sehenswert und bedanke mich für die Aufmerksamkeit.
Wir lesen uns im nächsten Beitrag!
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