Ein ebenso altes wie ehrwürdiges wie trashiges Subgrenre des Horrorfilms ist der Zombiefilm. Diese Art des Horrorfilms arbeitet mit einer Urangst der Menschheit und dem Tod/Zerfall des menschlichen Körpers sowie der Rückkehr der Verstorbenen in den Kreis der Lebenden. In Kombination mit aktuellen politischen und gesellschaftlichen Themen wird diese schrecklich, faszinierende Angst immer wieder neu aufgearbeitet. Im heutigen Beitrag möchte ich euch in die Geschichte dieses alten Subgenres mitnehmen und die diversen Untergruppen näherbringen.
Lasst uns zuerst die beiden grundlegenden Ausrichtungen des Horrorfilms beleuchtet und wie sich der Zombiefilm einfügt. Primär arbeiten Horrorfilme mit zwei Arten der Bedrohung:
- Der Horror endet mit dem biologischen Tod der Bedrohung: Dies betrifft beispielsweise Tierhorrorfilme oder Hybriden mit Thriller-Elementen.
- Der Horror beginnt mit dem biologischen Tod der Bedrohung: Dies betrifft Filme mit metaphysischem Ansatz wie The Grudge oder Poltergeist.
Der Zombiefilm lässt sich primär in die zweite Sparte einordnen, da besonders in frühen Zombiefilmen die Untoten durch schwarze Magie erschaffen wurden. Allerdings wurde mit der Einführung des Zombievirus quasi ein weiteres Subgenre geschaffen, und zwar der Infiziertenfilm.
Ganz simpel ausgedrückt:
Der Zombiefilm beginnt im Regelfall mit dem biologischen Tod der Bedrohung und die Zombies werden entweder durch einen Virus oder durch Magie geschaffen. Zweiteres trifft auch auf den Mumienfilm zu.
Somit haben wir geklärt was es mit dem Zombiefilm auf sich hat. Nun werfen wir einen Blick auf die sehr lange Geschichte dieses Subgenres. Für eine bessere Übersicht werden die Geschichte in Jahrzehnte einteilen!
1900 bis 1910er Jahre
Der erste „Zombiefilm“ ist auch gleichzeitig die erste Verfilmung eines Klassikers der Welt/Schauerliteratur. Frankenstein, basierend auf dem gleichnamigen Buch von Mary Shelley, ist ein 13 minütiger Film aus dem Jahr 1910. Der Film galt Jahrzehnte lang als verschollen, ein Sammler erstand 1950 eine Kopie des Films, jedoch wurde deren Existenz erst in den 70er Jahren bekannt und weitere 30 Jahre sollte es dauern, bis der Film öffentlich zugänglich wurde.
1920er Jahre
Die 20er Jahre waren die Glanzzeit des deutschen Impressionismus. In diesen schwarz-weiß Stummfilmen wurden Horror- und Science-Fiction-Elemente miteinander verschmolzen, was tote Körper zu Opfern unkontrollierbarer Wissenschaft werden ließ. Somit wird quasi an Frankenstein angeknüpft aber gleichzeitig mit sozialkritischen Themen experimentiert. Besonders Metropolis von Fritz Lang hat diese Ära stark beeinflusst und viele Elemente/Stilmittel/Kniffe etabliert die sowohl Science-Fiction als auch Horrorfilme auf Jahrzehnte beeinflusst haben. Somit wird vom klassischen Zombie abgewichen und eher eine Art „Terminator“-ähnliche Kreatur erschaffen.
Diese Ära des Zombiefilms ist mitunter eine der spannendsten, da man hier eine der wohl faszinierendsten Interpretation des Untoten geschaffen hat und gleichzeitig den Weg für andere große Filmgenres inklusive Nebengenres gelegt hat. Auch die Caligari Film dürfen nicht unerwähnt bleiben wegen des Einflusses und der ebenfalls spanenden Interpretation.
1930er Jahre
Weg von den ganzen Wissenschaftlern und hin zu einer weiteren speziellen Interpretation des Zombiefilms. In den 30er Jahren wurde das erste mal ein eher traditionelles Bild des Zombies dargestellt, indem bekannte Klischees der Vodoo Religion verwendet wurden. In dieser Zeit entstanden Filme wie White Zombie oder Ich folgte einem Zombie.
1940er Jahre
Als der Zweite Weltkrieg die Welt in Brand steckte erschienen kaum Horrorfilme, da die Realität des Krieges der wahre Horror war.
1950er Jahre
In den 50er Jahren wurden dem Genre keine neuen Akzente hinzugefügt …
1960er Jahre
… was sich bis in die späten 60er fortsetzte, dann ändert sich jedoch alles. 1968 erschien The Night of the Living Dead von George A. Romero. Dieser Film etablierte den Zombiefilm wie man ihn heute kennt. Der Zombie wurde zu einem Synonym für menschenfressenden Untoten, der im Regelfall nur dann getötet werden kann, wenn man das Gehirn irreparabel beschädigt.
1970er Jahre
Nach dem gigantischen Hype von Night of the Living Dead wurden Zombies grundlegend verändert. Die Untoten entstanden nur mehr selten durch Magie, sondern öfters durch atomare Katastrophen, biologische/chemische Unfälle oder durch menschliches Versagen.
Im Jahr 1978 entstand George A. Romeros Klassiker Zombie (Dawn of the Dead), der einen gigantischen Boom um das Subgenre Zombiefilm auslöste, aber leider der letzte genredefinierende Film von Meister Romero sein sollte.
1980er Jahre
Die 80er Jahre waren zahlreichen Horrorkomödien und/oder grotesken Zombiefilmen geprägt. Durch den exzessiven Einsatz von Splatter/Gore Szenen wurden die Filme ebenso trashig, wie sie gnadenlos überzeichnet wurden. Populäre Filme aus dieser Ära waren unter anderem Großangriff der Zombies, Ein Zombie hing am Glockenseil und Re-Animator.
Neben Filmen aus den USA waren auch spanische, mexikanische und italienische Genrevertreter häufig gesehen.
1990er Jahre
In den 90er Jahren ging das Interesse am Zombiefilm langsam aber stetig zurück. Peter Jackson (Herr der Ringe, Der Hobbit) legte mit seiner Splatter-Horror-Zombie-Komödie Brain Dead den Grundstein für eine Generation an überzeichneten Horrorkomödien.
2000er Jahre
Die 2000er richteten erneut den Fokus des Genres aus. In den Vordergrund rückten realitätsnahe Szenarien und 28 Days Later spaltete das Genre in zwei Zweige. Den Zombiefilm mit Untoten und den Infiziertenfilm mit lebenden „Zombies“. Letztgenannter Zweig erhielt mit Werken wie den [REC] Filmen und Rammbock mehr Tiefgang während die Resident Evil Reihe, Return of the Living Dead und diverse Einzelfilme den klassischen Zombiefilm bedienten.
Fido, I am Legend und Land of the Dead beschäftigten sich mit der Entwicklung einer eigenen Zivilisation der Zombies, die sich neben der unsrigen entwickelt mit eigenen Regeln und Hierarchien. Auch wenn keiner dieser Film das Genre veränderte wurde mehr Tiefgang etabliert als zuvor. Man bewegte sich im letzten Jahrzehnt weiter weg vom klassischen Gore, um weitaus mehr Tiefgang im Genre zu etablieren.
2010er Jahre
In den 2010er Jahren entstanden viele trashige Mockbuster, diverse Fortsetzungen großer Reihen und Remakes klassischer Zombiefilme aber auch TV-Serien mit Zombies wurden sehr populär. Hier seien Kingdom, The Walking Dead und Z Nation erwähnt, die quasi die Speerspitze des Genres stellen.
Mit Cabin in the Woods, Warm Bodies, The Dark, Maggie, Evil Dead (Remake/Reboot/Sequel des zeitlosen Klassikers von Sam Raimi), Train to Busan, Seoul Station und World War Z erschienen einige sehr gute sowie äußerst kreative Genrevertreter, die zwar das Genre nicht neu erfinden sich aber erfolgreich dem Trash entgegenstellen.
Langsam näher wir uns dem Ende des Beitrags. Der Zombiefilm gehört zu den interessantesten Subgenres des Horrorfilms und dieser Beitrag soll quasi als grober Überblick für dieses gigantische Subgenre dienen. Es gibt noch so viel mehr Werke, die man beleuchten kann, die eine Erwähnung verdienen oder schlichtweg Kultstatus erreicht haben, aber dies würde den begrenzten Rahmen eines solchen Beitrags sprengen. Trotz vieler mittelmäßiger bis mieser Filme kann man gerade dieser Gattung des Horrorfilms eine eigene, faszinierende Ästhetik nicht absprechen, da man in kaum einem anderen Subgenre des Horrorfilms so sehr mit der Art sowie mit dem Aussehen der Bedrohung spielen kann.
Ich hoffe, dieser Beitrag war, interessant für euch und ich bedanke mich für die Aufmerksamkeit. Wir lesen uns im nächsten Beitrag!